My Week with Marilyn

Filmposter My Week with Marilyn

7/10

Originaltitel: My Week with Marilyn
USA, GB | 2011 | 99 Min. | FSK: ab 6
Biopic, Drama, Liebesfilm
Regie: Simon Curtis
Drehbuch: Adrian Hodges
Besetzung: Michelle Williams, Kenneth Branagh, Eddie Redmayne, Emma Watson, Judi Dench u.a.
Kinostart: 19.04.12
DVD/Blu-Ray VÖ: 06.11.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Ascot Elite

Worum geht’s?

England in den 50er Jahren. Der junge Hochschulabsolvent Colin Clark wünscht sich nichts mehr, als ins Filmbusiness einzusteigen. Seine Hartnäckigkeit erbringt ihm einen Job als dritter Regieassistent bei einer Produktion mit Sir Laurence Olivier als Regisseur. Der Star des Films: Marilyn Monroe. Der Dreh läuft alles andere als glatt. Als unschuldiger Beobachter erlangt Colin schließlich die Aufmerksamkeit der verunsicherten Marilyn und wird zu einer Vertrauensperson für sie.

Wie ist der Film?

Im Grunde sagt der Titel schon alles, und das ist gut so. Basierend auf den Tagebüchern von Colin Clark entledigt sich „My Week with Marilyn“ der ausgelutschten Biopic-Schublade, geht stattdessen in einem kleinen, ganz bestimmten Lebensabschnitt der Monroe genüsslich ins Detail und befreit sie sogar davon, zwingend die eine Hauptfigur sein zu müssen. Hier wird nicht das Leben eines Stars nachgezeichnet. Die Person definiert sich stattdessen über die Eindrücke, die sie bei mehr oder weniger kurzen Bekanntschaften hinterlässt.

Szenenbild My Week with MarilynDie Grundidee mit dem stark eingegrenzten Rahmen und der männlichen Ich-Erzählperspektive ist Vorteil und Nachteil zugleich: „My Week with Marilyn“ ist intim, persönlich, sehr nachfühlbar und nah am Publikum, dafür aber eben auch fragmentarisch und als romantische Geschichte fast etwas beliebig. Da der Film ganz bewusst „klein“ ist und seine potentiellen Schwächen schon im Titel offenbart, ist er auf alle Fälle ehrlich. Angesichts einer derart schwierigen Prämisse zieht Regisseur Simon Curtis genau das richtige As aus dem Ärmel: eine Hammerbesetzung.

Der arme Hauptdarsteller und Erzähler, Strahlemann Eddie Redmayne, austauschbar aber sympathisch, wird von allen Seiten an die Wand gespielt, was glücklicherweise zu seiner Rolle passt. Michelle Williams, die schon in „Brokeback Mountain“ und zuletzt an der Seite von Ryan Gosling in „Blue Valentine“ glänzte, bestätigt hier den Eindruck, dass es sich bei ihr um eine der Besten ihres Fachs handelt. Sagenhaft sorgfältig hat sie sich die Monroe in all ihren Facetten angeeignet und wickelt einen, wie den Protagonisten, nach und nach um den Finger. Zu Recht hat Williams in der vergangenen Saison nicht weniger Auszeichnungen eingeheimst als Meryl Streep und Viola Davis.

Kenneth Branagh, der kurioserweise auch der Regisseur von „Thor“ ist, nimmt alle Szenen, in denen er vorkommt, für sich ein. In der Rolle des Sir Laurence Olivier (bekannt etwa als Hauptdarsteller in Hitchcocks „Rebecca“) ist er einfach nur köstlich anzusehen und –zuhören. Heimlicher Höhepunkt nach Williams und Branagh ist auch Zoë Wanamaker als Monroes Schauspiellehrerin. Die interessante Besetzungsliste lässt sich mit netten Auftritten von bekannten Gesichtern wie Emma „Hermine“ Watson und Judi Dench weiter fortführen. „My Week with Marilyn“ punktet mit vielen spannenden Nebenfiguren, droht andererseits aber auch, sich in ebendiesen zu verlieren und erzählt schließlich nichts wirklich zu Ende. Dieser Film ist in erster Linie Schauspielkino.

Die 1956 spielende Handlung verfügt über die entsprechenden Kostüme und die Ausstattung – auch an einigen Originalschauplätzen, erreicht durch die zeitgemäß ästhetische Bildsprache aber trotzdem nie wirklich den Look und Feel der 50er Jahre. Gar nicht mal so ungeschickt, denn es ist zwar eine sehr komplexe und spezielle, aber im Kern auch immer aktuelle und übertragbare (Fast-)Liebesgeschichte, die hier erzählt wird. Was man dabei über die Person Marilyn Monroe erfährt, ist größtenteils der vielseitigen Körpersprache von Michelle Williams zu entnehmen. – Für die einen nicht ausreichend, für die anderen elegant gelöst und ein Zeugnis nuancierten Talents.

Es ist ein Hin- und her mit „My Week with Marilyn“. In der soliden Inszenierung finden sich zumindest einige schöne zwischenmenschliche Momente und vor allem viele tolle Schauspielleistungen. Allein jene sind die Sichtung wert.

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2 Kommentare

  1. Wer wenn nicht Kenneth Branagh sollte auch Olivier geben. 😉 Beim von dir erwähnten Film handelt es sich übrigens um “The Prince and the Showgirl” (1957), der leider kein grosser Erfolg wurde. Olivier ärgerte sich vor allem, weil die Monroe sich nach ihrem Besuch des “Actors Studio” ständig von Paula Strasberg begleiten liess und auf deren Rat hörte. Er stellte allerdings später verblüfft den Effekt der Kamera auf das im Leben unscheinbare und unsichere Ding fest: Kaum erschien M.M. auf der Leinwand, hatte sie sich wirklich in eine Göttin verwandelt.

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  1. Review: My Week with Marilyn (Film) - Medienjournal

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