Große Regisseure: Quentin Tarantino

Quentin Tarantinospringe zur Filmografie

Wer ist Tarantino?

Quentin Tarantino (kein Künstlername!) wurde 1963 in Tennessee als einziges Kind sehr junger Eltern, die sich früh scheiden ließen, geboren. Er wuchs bei seiner Mutter auf. Schon als Kind war Film seine einzige große Leidenschaft, er ging häufig ins Kino. In der Schule tat er sich schwer, nur mit Geschichte konnte er sich anfreunden, da Geschichte für ihn wie ein Film war. Mit etwa 16 brach er die Schule ab, um Schauspielunterricht zu nehmen und währenddessen zu arbeiten. Obwohl er nie etwas für Pornografie übrig hatte, füllte er bei seinem ersten Job Zeitungsständer mit Sexmagazinen auf und wurde danach Platzanweiser in einem Pornokino. Nach einigen weiteren Minijobs bekam er mit etwa 22 dank seines umfangreichen Filmwissens eine Stelle in der berühmten Videothek „Video Archieves“, wo er in der Rolle des Beraters aufging. Zu dieser Zeit beschloss er erstmals, selbst Filme zu machen, ohne dass er je eine Filmschule besuchte.

Seine ersten Gehversuche als Filmemacher blieben erfolglos. Doch als sein Drehbuch zu „Reservoir Dogs“, in die Hände der richtigen Männer gelangte – darunter Schauspieler Harvey Keitel und Produzent Lawrence Bender, die von der Geschichte begeistert waren – kam seine Karriere ins Rollen. Später erhielt er für „Pulp Fiction“ einen Oscar für das beste Drehbuch sowie die Goldene Palme von Cannes. Für „Django Unchained“ gewann er den Drehbuch-Oscar 2013 erneut.

Was Tarantino an Geschichten reizt, ist die nicht lineare Erzählweise, wie sie in Romanen ohne weiteres verwendet wird, in Filmen aber eher ungewöhnlich ist. Schließlich wurde die hin und her springende Geschichte eines der markantesten Stilmittel Tarantinos. Persönliche Lebenserfahrungen finden laut Tarantino automatisch Eingang in seine Drehbücher. Tarantino hat viele Idole und wichtige Einflüsse, darunter nennt er vor allem Brian De Palma („Scarface“), Howard Hawks („Rio Bravo“) , Martin Scorsese („Taxi Driver“), Sergio Leone („Zwei Glorreiche Halunken“) und Jean-Luc Godard („Außer Atem“).

TarantinoTarantino ist ein Autorenfilmer. Seine Werke, in denen er oft auch kleine Schauspielrollen übernimmt, ordnet er dem Genre des Kriminalfilms bzw. dessen Subgenres zu. Vor seinem Durchbruch verkaufte er ein von ihm verfasstes Drehbuch, das für gleich zwei Filme von anderen Regisseuren als Grundlage diente: „True Romance“ und „Natural Born Killers“. Von Letzterem distanzierte sich Tarantino. Für den Film „From Dusk Till Dawn“ von Robert Rodriguez schrieb er ebenfalls das Drehbuch und übernahm eine Hauptrolle. Mit Rodriguez arbeitete Tarantino besonders häufig zusammen. So schufen die beiden auch das Doublefeature-Projekt „Grindhouse“, bestehend aus den beiden Filmen „Planet Terror“ (Rodriguez) und „Death Proof“ (Tarantino). Bei „Sin City“ führte Tarantino für einen Dollar Gage Gastregie, da Rodriguez, ebenfalls für einen Dollar, beim Soundtrack zu „Kill Bill: Volume 2“ half.

Es gibt einige besondere Markenzeichen, die sich durch das Gesamtwerk von Tarantino ziehen: Er bringt immer wieder Anspielungen auf diverse andere (alte) Filme, oder sogar seine eigenen Filme unter, meistens in den Dialogen. Seine Filme sind häufig in gewisser Weise miteinander verknüpft. So ist Vic Vega alias Mr. Blonde aus „Reservoir Dogs“ der Bruder von Vincent Vega aus „Pulp Fiction“; die Figur des Ranger Earl McGraw taucht in mehreren Tarantino-/Rodriguez-Filmen auf, um ein Verbrechen zu untersuchen. Einige Aufnahmen weiblicher Füße und der „Pulp Fiction“-Dialog über Fußmassage deuten auf einen Fußfetischismus Tarantinos hin. Diverse Schauspieler setzte Tarantino mehr als zweimal ein, darunter Harvey Keitel, Samuel L. Jackson und Uma Thurman. Letztere bezeichnete Tarantino als seine Muse. Zu Tarantinos Stammcrew gehörte vor allem die Cutterin Sally Menke († 27.09.2010).

Musik spielt in Quentin Tarantinos Filmen eine große Rolle. Den Soundtrack stellt Tarantino stets selbst zusammen, wobei der Schwerpunkt auf Songs aus den 60ern und 70ern liegt. Auch visuell legt er eine große Vorliebe für Retroelemente wie z.B. die Autos in „Death Proof“ oder das Restaurant in „Pulp Fiction“ an den Tag. Zudem haben Tarantino-Filme meist einen Anstrich von Exploitationfilmen und B-Movies (teilweise Martial-Arts-Filme und Italowestern), welche der Regisseur in seiner Jugend haufenweise konsumierte. Die Darstellung von Gewalt in seinen Filmen wurde besonders häufig diskutiert.

So eigenwillig sein Stil ist, so sehr spaltet Tarantino das Publikum. Die einen verehren ihn, die anderen verachten ihn als selbstverliebten Sadisten, der von übertriebenem Hype lebt. So oder so erarbeitete er sich die Bezeichnung „Kultregisseur“ und ist aus der Filmwelt nicht mehr wegzudenken. So viel gelobt und so viel im Gespräch wie Quentin Tarantino sind sonst fast nur Regisseure, die schon lange nicht mehr leben oder mindestens 20 Jahre älter sind.

Quellen: Interview in der Charlie-Rose-Show („Pulp Fiction“ Collector’s Edition DVD), Wikipedia
Foto 1 am Set von „Once Upon a Time in Hollywood“ © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Foto 2 von Jeff Balke

Die Filme

Hier sind die Spielfilme, bei denen Mr. Tarantino Regie führte und das Drehbuch schrieb.

1992: Reservoir Dogs – Wilde Hunde
1994: Pulp Fiction
1997: Jackie Brown
2003: Kill Bill: Volume 1
2004: Kill Bill: Volume 2
2007: Death Proof – Todsicher
2009: Inglourious Basterds
2012: Django Unchained
2015: The Hateful 8
2019: Once Upon a Time in Hollywood

Teilregie: Four Rooms (1995), Gastregie ohne Drehbuchbeteiligung: Sin City (2005)

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2 Kommentare

  1. Auch ich möchte mich hier anschließen und einfach mal sagen, dass ich Tarantino für ungerechtfertigt gehypt halte. Seine Filme machen wenig Eindruck auf mich, sind immer wieder langweilig. Der Ganze Rummel, der um ihn herum gemacht wird entzieht sich meiner Logik. Kurzum, ich sehe liebend gerne Filme, auch der unterschiedlichsten Genres, aber mit Tarantino werde ich nicht warm.

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