Fight Club

Filmposter Fight Club

9/10

Originaltitel: Fight Club
USA | 1999 | 139 Min. | FSK: ab 18
Drama, Thriller, Mystery, Krimi, Satire
Regie: David Fincher
Drehbuch: Jim Uhls
Besetzung: Edward Norton, Brad Pitt, Helena Bonham Carter, Meat Loaf, Jared Leto u.a.
Kinostart: 11.11.99
DVD/Blu-Ray VÖ: 04.03.05

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Ein frustrierter Angestellter einer Autofirma leidet unter Schlaflosigkeit. Als Therapie beginnt er, sich unter falschem Namen in verschiedenen Selbsthilfegruppen mit todkranken Menschen zu umgeben, was ihm durch das viele Mitgefühl einen inneren Frieden verschafft. Doch seine neue Ruhe wird von einer geheimnisvollen Frau gestört. Schließlich lernt er auf einer Berufsreise Tyler Durden kennen, der sein Leben durch die gemeinsame Gründung des Fight Club für immer verändert.

Wie ist der Film?

David Finchers Einstieg ins Filmgeschäft mit „Alien3“ (1992) konnte sich sehen lassen. Mit „Sieben“ (´95) und „The Game“ (´97) folgten zwei starke Stücke, die ihn endgültig in der A-Liga etablierten. So konnte er sich bei seinem vierten Film auf seine ganzen bisherigen Erfahrungen berufen und mit diesem Wissen sein Meisterwerk schaffen. Meisterwerk vielleicht allein aufgrund der filmischen Qualität. Meisterwerk auf jeden Fall im Hinblick auf die Publikumswirkung. Kultfilm „Fight Club“ grenzt fast an eine Religion.

Was den Film so besonders macht, ist in erster Linie Chuck Palahniuks außergewöhnliche Romanvorlage aus dem Jahre 1996. Einer Perversion der Problematik von Benjamin Braddock, Hauptfigur in „Die Reifeprüfung“. Hinzu kommt Finchers leidenschaftliche, überaus sorgfältige Inszenierung mit einem großen Hang zum Exzentrischen und zu frecher, düsterer Direktheit. Die schmutzige Atmosphäre hält über zwei Stunden gebannt. „Fight Club“ lebt auch von sehr inspirierter Kameraarbeit und hervorragendem Schnitt sowie gewitzt platzierten Spezialeffekten und der fremdartigen wie passenden Musikuntermalung aus den Computern von The Dust Brothers. Die perfekte Abrundung ist natürlich der inzwischen weltberühmte Abspannsong von den Pixies.

„Fight Club“ ist auch zu großen Teilen der große Twist im letzten Drittel. So eine Idee, für die so mancher Drehbuchautor bestimmt einen Finger geopfert hätte. Fincher sah „The Sixth Sense“ erst, als „Fight Club“ schon fertig war, und von dort an wusste er, dass die Leute für seine Überraschung bereit sein würden. Heute gibt es fast nur noch Aufgüsse dieser Ideen, was „Fight Club“ umso legendärer macht. Ihn das erste Mal zu sehen, ohne zu wissen, was passiert, ist als echtes Geschenk zu betrachten. Dafür gibt es beim zweiten, dritten und vierten Mal immer wieder Neues zu entdecken. „Fight Club“ ist ein Film mit gewitzten Details, gemacht um ihn öfter anzuschauen. Und das will man auch. So geht Kult!

Ein richtiger Genuss wird das finstere Abenteuer aber auch erst durch die glänzend gewählte Besetzung. Nachdem Edward Norton, der von Natur aus mit Tränensäckchen ausgestattete, mittelgroße Unscheinbare das schlaflose Opfer der Gesellschaft gespielt hat, kann man sich keinen anderen mehr in der Rolle vorstellen. Und Brad Pitt, der munter zwischen gestriegeltem Schönling und hoffnungslosem Schmuddel-Typ wechseln kann, passt in die Rolle des Tyler Durden, der einen feuchten Dreck auf den Tenor der breiten Masse gibt und trotzdem in einem Astralkörper steckt, wie die Faust aufs Auge. Helena Bonham Carter („Alice im Wunderland“) als heruntergekommene Femma Fatale ergänzt die beiden ideal. Sie ist auf faszinierende Weise verrucht, sexy, abstoßend, unsympathisch und bemitleidenswert zugleich. Der überraschende Auftritt von Meat Loaf ist das Sahnehäubchen.

Doch der eigentliche Kern von „Fight Club“ ist die Gesellschaftskritik. „Fight Club“ ist Faschismus als Flucht aus der Krise des Kapitalismus und der Krise der Männlichkeit. Ein Männerfilm im tieferen Sinne. Die bittere Erkenntnis der den Bach herunter gegangenen Umstände und der Wunsch nach dem Neustart von Null, der sich als vermeintlich einzige Lösung entpuppt. Zugegeben: Die Philosophien, die dabei an den Mann (weniger die Frau) gebracht werden, stellen sich nie als wirklich schlüssig heraus, sondern bleiben Zitate, die einfach verdammt cool klingen. Es macht an sich Sinn und ist wahr, aber endet in absurder Anarchie; im Wahnsinn. Das muss genügen.

Der Off-Kommentar des namenlosen Erzählers verkommt zum Glück nie zum Klischee, sondern ist einfach nur wichtig, da der Film erst durch ihn seinen Humor und den herrlichen Zynismus bekommt und die Atmosphäre davon bestimmt wird. Ein besonderer Reiz liegt zudem darin, dass sich der Namenlose als unzuverlässiger Erzähler entpuppt. „Fight Club“ macht Spaß, durch Originalität, Humor, Detailverliebtheit, Coolness und schließlich Kontroverse. Nie trocken und dennoch bedeutungsschwanger; eine Lösung für überhaupt nichts, aber trotzdem für Viele eine Art Erlösung. Der Kultfilm der ausgehenden 90er Jahre.

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