Cyrus

Filmposter Cyrus

8/10

Originaltitel: Cyrus
USA | 2010 | 91 Min. | FSK: ab 6
Komödie, Drama, Liebesfilm
Regie: Jay Duplass, Mark Duplass
Drehbuch: Jay Duplass, Mark Duplass
Besetzung: John C. Reilly, Jonah Hill, Marisa Tomei, Catherine Keener, Matt Walsh u.a.
Kinostart: 25.11.10
DVD/Blu-Ray VÖ: 15.04.11

Links zum Film:
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Worum geht’s?

Johns Ex-Frau Jamie hat sich schon vor Jahren von ihm scheiden lassen und wird nun erneut heiraten. John dagegen befindet sich noch immer in einem emotionalen Loch. Von Jamie ermutigt, geht er auf eine Party, wo er schließlich Molly kennen lernt. Molly scheint wirklich der große Wurf für John zu sein, da stört es ihn auch nicht, dass sie einen Sohn hat, mit dem sie zusammenlebt. Doch es stellt sich heraus, dass mit Mollys zuvorkommendem Sohn Cyrus irgendetwas faul ist…

Wie ist der Film?

Von allen 2010er Kinofilmen, in denen renommierte Komiker die Hauptrollen spielen, ist „Cyrus“ sicherlich der reifste. Dieser Film ist ungemein authentisch, aber gleichzeitig auch Comedy. Zunächst kann man sich nur allzu gut in die Hauptfiguren hineinversetzen. Geradezu quälend wirken Johns klägliche Versuche, auf einer Party Frauen kennen zu lernen, aber auch genauso sympathisch und vertraut. Was später folgt, ist Psychoterror von – für einen derartigen Film – einzigartiger Subtilität. Statt das komödiantische Talent der Darsteller durch Slapstick und Grimassen auszuschöpfen, wird der Vorsatz „Man kann über alles reden“ auf die Spitze getrieben. Daraus entsteht ein erfrischender Genre-Mix aus Psycho-Drama, Liebesfilm und Komödie.

Dass „Cyrus“ so echt wirkt, ist vor allem dem beeindruckend natürlichen Schauspiel zuzuschreiben. – John C. Reilly („Boogie Nights“, „Stiefbrüder“) überrascht mit seiner Ernsthaftigkeit und Comedy-Klops Jonah Hill („Männertrip“) meistert eine fast tragische Rolle, die fünf Jahre jünger ist als er selbst. Und im Gegensatz zu den immer zu alten Darstellern diverser High-School-Filme kauft man es ihm wirklich ab. Mit Marisa Tomei (Oscarnominierung für die Rolle in „The Wrestler“) und Catherine Keener („Into the Wild“, „Synecdoche, New York“) erfährt die Besetzung zudem hochkarätige weibliche Unterstützung.

Ein sehr bewusstes dokumentarisches Flair durch Handkameras und einen klugen, peppigen Schnitt unterstreicht die Authentizität des Films. Das bringt leider auch das absolut nervige Vor- und zurückzoomen à la „The Hurt Locker“ mit sich, doch in diesem Fall gewöhnt man sich nach kurzer Zeit sogar dran. Der sanfte Gitarren-Soundtrack rundet die Stimmung passend ab.

In gewisser Weise leistet „Cyrus“ vieles, was dem in Deutschland ein paar Monate zuvor erschienenen, vergleichbaren „Greenberg“ mit Ben Stiller nicht so gut gelang. Das neurotisch-sympathische Konzept ist glaubwürdiger, greifbarer und hat mehr Gehalt. Außerdem gibt es in „Cyrus“ viel (mehr) zu lachen. Mal durch skurrile, überspitzte Situationen, mal gerade weil man sich so gut damit identifizieren kann (unzufriedene Junggesellen, Scheidungskinder und alleinerziehende Elternteile sind hier natürlich im Vorteil). Der psychologische, bedrohliche Aspekt dieser Komödie ist so feinsinnig, dass man gegen Ende regelrecht Angst hat, dass noch der große Knall kommt und etwas Schlimmes passiert. Stattdessen wird man einfach vom Abspann erlöst. Das hinterlässt zunächst den Eindruck, dass etwas fehlt, macht den Film aber letztlich zu einer runden Sache.

„Cyrus“ ist in Anbetracht der beiden männlichen Hauptdarsteller überraschend erwachsen, frisch, mutig und witzig. Eine kleine Perle.

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