Originaltitel: 鬼婆 (Onibaba)
JP | 1964 | 103 Min. | FSK: ab 16
Drama
Regie: Kaneto Shindō
Drehbuch: Kaneto Shindō
Besetzung: Nobuko Otowa, Jitsuko Yoshimura, Kei Sato u.a.
Kinostart: 22.04.66
DVD/Blu-Ray VÖ: 16.08.16
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Worum geht’s?
Eine ältere Frau und deren Schwiegertochter streifen durch eine weite Schilflandschaft. Dort töten sie vorbeiziehende Samurai, um die so erbeuteten Wertsachen bei einem Händler gegen Nahrung einzutauschen. Das einsame Bündnis wird folgenschwer gestört, als ein Bekannter der beiden vom gerade tobenden Krieg zurückkehrt.
Wie ist der Film?
„Onibaba“ – 2016 in einer neuen Heimkino-Edition erschienen – gilt als Klassiker des japanischen Kinos. Grund dafür sind zum einen die außerordentlich schön komponierten Bilder. Die oft im Low-key-Stil gehaltene Lichtsetzung hebt Gesichter in dunkler Umgebung deutlich hervor, was der Kameraarbeit eine noch stärkere Wirkung verleiht. Hinzu kommt eine poetische, symbolträchtige Geschichte mit reichlich Interpretationsspielraum. Durch sie tun sich ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Genre-Kategorisierung auf. „Onibaba“ ist ein Drama mit Horrorelementen, besitzt aber auch eine erotische Komponente und könnte ebenso als Märchen oder (Anti-) Kriegsfilm durchgehen, nur ohne tatsächliches Kriegsgeschehen. Eine solche Varianz findet man selten.
Zusammengefasst handelt der Film von menschlichen Trieben verschiedener Art und Umständen, die diese befeuern. Die Thematik hat etwas sehr Archaisches, gerade weil die Geschichte viele Jahrhunderte in der Vergangenheit spielt, ist aber auch zeitlos. Das Setting bleibt sehr reduziert, die Erzählung geradlinig, denn Regisseur Kaneto Shindo verlässt sich auf eine reichhaltige Metaebene. Das interessante Ende lädt dazu ein, sich näher mit den unterschiedlichen Motiven der Handlung zu beschäftigen. Oberflächlich passiert wenig.
„Onibaba“ basiert auf einer buddhistischen Parabel, und der spürbar parabelhafte Erzählstil dürfte es einem Teil des Publikums auch erschweren, Zugang zu finden. Auf einem schmalen Grat zwischen atmosphärisch dicht und zäh bewegt sich indes das minimalistische Sounddesign. Eine akustische Atmosphäre ist kaum vorhanden; die deutsche Sprachfassung verschlimmert den Effekt noch und lässt die Figuren in einer toten Umgebung erscheinen. Original mit Untertiteln wird dringend empfohlen. Die Musik – eine interessante Kombination aus altertümlichen Trommeln und Jazz – taucht nur selten zur Rettung auf.
„Onibaba“ ist ein stimmungsvoll fotografiertes, gut gespieltes, vielschichtiges Filmexperiment, für damalige Verhältnisse beachtlich feministisch und freizügig. Gourmet-Kino mit Anspruch – nüchtern betrachtet aber auch recht schleppend und abwechslungsarm erzählt.
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