Originaltitel: Blue Valentine
USA | 2010 | ca. 112 Min. | FSK: ab 12
Drama, Liebesfilm
Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Cami Delavigne, Joey Curtis
Besetzung: Ryan Gosling, Michelle Williams, Mike Vogel u.a.
Kinostart: 04.08.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 09.12.11
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Bilder © Central Film
Worum geht’s?
Dean angelt sich einen Job bei einem Umzugsunternehmen und lernt dabei Medizinstudentin Cindy kennen, die sich gerade von ihrem aufdringlichen Freund löst. Dean und Cindy kommen sich allmählich näher, verlieben sich. Jahre später: Die beiden sind verheiratet, haben ein kleines Kind, leben im Alltagstrott und versuchen ihre Beziehung mit einer Nacht im Motel zu retten, wo alte Erinnerungen wach werden, aber auch die Gewissheit wächst, dass die Beziehung keine Zukunft mehr hat.
Wie ist der Film?
Mit einer kleinen aber feinen Grundidee avanciert der bis dato fast völlig unbekannte Autorenfilmer Derek Cianfrance zum Kritikerliebling, vor allem da er für sein Projekt das wohl überzeugendste Leinwandpaar der letzten Zeit rekrutieren konnte. Der seit den ersten Jahren des neuen Jahrtausends als einer der vielversprechendsten Nachwuchsstars gehandelte Ryan Gosling („Wie ein einziger Tag“, „Stay“, „Half Nelson“, „Lars und die Frauen“) und die aus 90er-Jahre-Fernsehserien wie „Dawson’s Creek“ bekannte, später zur kleinen Independent-Film-Ikone herangereifte Michelle Williams („Brokeback Mountain“, „Shutter Island“) tragen den ganzen Film durch ihr schlichtweg grandioses Spiel.
„Blue Valentine“ verwebt den Anfang einer Liebesbeziehung mit dem Ende der selbigen und zeigt sich dabei als einer der bescheidensten aber gleichzeitig eindringlichsten Filme, die vom Lauf des Lebens erzählen. Ganz auf das Portrait der zentralen Figuren und deren Erlebnisse (miteinander) reduziert, wechselt sich die aufregende, verunsicherte, knisternde Anfangsphase mit der von Routine überschatteten, langsam bröckelnden Endphase ab, in jeder Minute nachfühlbar. Die permanenten Zeitsprünge zwischen diesen beiden Episoden sind nie zu hektisch, sondern dramaturgisch schlüssig begründet und geben dem Film ein angemessenes Tempo, das etwaige Längen weitestgehend vermeidet.
Die auf Indie getrimmte Kameraarbeit schrammt in manchen Momenten nur knapp an der Nerv-Grenze vorbei, kriegt aber die Kurve und versteht es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ohne einen eigenen, lebendigen Stil zu missen. Behutsam werden die Bilder mit genretypischer Musik unterlegt. Ein schlichter handwerklicher Rahmen, in welchem sich Gosling und Williams mithilfe des feinfühligen Drehbuchs voll entfalten. Was die beiden als tragisches Paar abliefern, ist so authentisch, so echt, das die Geschichte selbst ohne Überraschungen, fast nur mit kleinen Gesten, leisen Tönen und steter Lebensnähre berührt und einen tiefen Eindruck hinterlässt.
Als absolute Außenseiterkandidatin erlangte Michelle Williams die einzige Oscarnominierung für „Blue Valentine“ (die Trophäe ging wie erwartet aber sicherlich nicht eindeutig gerechtfertigt an Natalie Portman für „Black Swan“). Bei den Golden Globes wurden sowohl Williams als auch Gosling mit einer Nominierung bedacht, gingen jedoch leer aus. „Blue Valentine“ ist eben absolut kein Film für den roten Teppich und große Marketingkampagnen. Das ändert jedoch nichts daran, dass sich in diesem, zwischen all den lauten, teuren Produktionen versteckten Liebesdrama eine fesselnde Schauspielleistung auf allerhöchstem Niveau offenbart, etwas verspätet endlich auch auf deutschen Leinwänden zu bewundern.
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Ja, er ist in seiner Banalität irgendwie verblüffend echt und ehrlich und so wirklich. Es macht halt alles keinen Sinn, mit der Liebe. Dabei fand ich die Kamera nicht wirklich nervend, sie war passend verstörend.
Hier geht es ja im Grunde nur um die Familie Pereira, also Dean, Cindy und ihr kleines Kind. Für mich wird diese eigentlich so typische Familie gerade dadurch so bedeutsam, dass sie nicht filmisch überhöht worden ist, sondern mit ihren irrationalen Streitereien, der Naivität, den Wutausbrüchen und der Verzweiflung erschreckend ehrlich geraten ist und dadurch als Portrait zweier Liebender, aber auch einer gescheiterten Familie glänzend funktioniert.
Einer der schönsten und ehrlichsten Filme über die Endlichkeit der Liebe.